Vor gut einer Woche hatte ich das Vergnügen eine Reise über den großen Teich zu absolvieren, um an einer Konferenz teilzunehmen. Auf dem Hinflug ging so einiges schief. Dies hier soll eine kurze Aufzeichnung der Ereignisse werden, auch damit ich mich selber später davon überzeugen kann, dass es tatsächlich stattgefunden hat.
Die Bahnfahrt zum Flughafen haben wir (zu zweit waren wir) noch glücklich überstanden. Wir sind abends gefahren und wollten am Flughafen übernachten, da es zeitlich nicht anders möglich war. Ich habe schon mehrfach am Flughafen übernachtet (in Rom und London) und habe das bisher immer gut überstanden. In Berlin aber wurden wir dann nach Mitternacht in eine kleine Nebenabfertigungshalle mit etwa ein Dutzend Sitzen geführt, in der wir dann übernachten sollten. Natürlich waren wir nicht die Einzigen und deshalb blieb uns nichts anderes übrig, als auf dem Boden zu schlafen. Sehr ungemütlich. Und kalt. Und ungemütlich. Und außerdem recht kalt.
Am nächsten Morgen wollten wir dann gemütlich einchecken. Wir hatten online schon alle Informationen (Adresse in den USA etc) eingegeben und hofften, dass wir nur unser Gepäck abgeben müssen und fertig. Aber anscheinend sind die neuen Schnell-Check-In-Terminals ein größeres Problem für die Mitarbeiter der Fluglinie und es hat doch etwas gedauert, bis wir endlich unsere Bordkarten erhalten haben. Wegen des Gepäcks gab es kein Problem, da wir beide nicht einmal die Hälfte des erlaubten Limits überschritten. Das Gate war direkt hinter dem Sicherheitscheck und in der Zone war nur ein Geschäft, das aber noch geschlossen war. Also zwei Stunden warten. Sehr nett. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt ja noch in Ordnung.
Dann durften wir endlich ins Flugzeug und schon kurz nach dem Start nahm das Unglück seinen Lauf. Der Kapitän teilte uns mit, dass das Wetter recht schlecht sei und bevor wir in Newark gezwungen werden zu kreisen oder auszuweichen, werden wir lieber vorsichtshalber in Goose Bay einen Tankstopp einlegen. Und dieses Goose Bay ist eine echte Metropole:
Happy Valley-Goose Bay ist eine Kleinstadt in der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador im Westen Labradors. Happy Valley-Goose Bay hat 7969 Einwohner auf einer Fläche von 305,85 km² und liegt an der Mündung des Churchill River in den Atlantik. Die Stadt besitzt den größten Luftwaffenstützpunkt im Nordosten Nordamerikas, die Canadian Forces Base Goose Bay.
Obwohl der Flughafen im Nirgendwo nicht weiter nördlich (53° 18′ N) als Greifswald ( 54° 05′ N) liegt, war da doch nicht viel los. Jedenfalls haben wir als Folge der fast vierstündigen Verspätung natürlich den Anschlussflug verpasst. Allerdings sind wir doch noch recht glimpflich davongekommen. Eine Flugbegleiterin erzählte uns von einem ähnlichen Zwischenstopp im Februar. Dort mussten sie sechs Stunden warten, bei offenen Türen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Der Grund ist, dass bei einem Tankstopp, bei dem die Passagiere im Flugzeug verbleiben, beide Türen offen sein müssen. Und die Passagiere dürfen nicht aussteigen – unter keinen Umständen. Die Flugbegleiterin meinte, dass sie einen Notfall an Bord hatten und es ihnen trotzdem nicht gestattet wurde. Auch ein Mann, der nur zwei Stunden von dem Flughafen entfernt wohnte, durfte nicht raus, sondern musste warten und weiter(weg)fliegen.
Schließlich sind wir dann doch in Newark angekommen und wurden mit offenen Armen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufgenommen, d.h. wir durften unsere Fingerabdrücke und Fotos hinterlassen. Im Flugzeug hatten wir natürlich schon das Formular I-94W ausgefüllt, aber an der Einreisekontrolle stellte der ungemein freundliche junge Mann fest, dass ich mein Formular falsch ausgefüllt hatte. Ich war eine Zeile verrutscht, weil bei diesen Formularen das Gesetz der Nähe nicht beachtet wurde. Zum Glück durfte ich aber schnell neu ausfüllen, während mein Reisegefährte seine biometrischen Daten an Homeland Security übermittelte.
Als nächstes mussten wir fast eine Stunde auf unser Gepäck warten. Die nächsten zwei Flüge hatten schon ihr Gepäck abgeholt, als wir endlich an der Reihe waren. Wie lange dauert es, so ein Flugzeug zu entladen?!? Und natürlich war meine Tasche wirklich so ziemlich die letzte. Wenn schon, denn schon!
Dann endlich durften wir uns neu orientieren, weil wir ja unseren Flug verpasst hatten. Es hieß aber, dass wir automatisch auf den nächsten Flug gebucht waren. Problem hierbei war nur, dass wegen des schlechten Wetters ungefähr jeder Weiterflug umgebucht wurde und eine sehr, sehr lange Schlange vor dem entsprechenden Schalter war. Aber wir hatten Glück im Unglück. Eine Mitarbeiterin führte das Ende der Schlange (inkl. uns) zu einem anderen Schalter. Und noch besser war, dass für Inlandsflüge die Schlange sehr kurz war. Vor uns waren nur ein paar Berliner, die zufälligerweise zur gleichen Konferenz wollten. Wir wurden also auf einen Flug gebucht, der später am Abend ging. Das hieß allerdings, dass wir gegen Mitternacht beim Hotel ankommen würden. Leider hatte ich keine Telefonnummer und so konnten wir uns nicht versichern, ob noch jemand da sein würde, wenn wir ankamen. Wir vertrauten einfach mal auf unser Glück…
Ok, dann sind wir also mit unseren neuen Bordkarten durch den Sicherheitscheck. Und natürlich wurde mein Reisebegleiter für ein Spezialscreening ausgewählt. Dabei wird auch eine ETD (Explosives Trace Detection) durchgeführt. Wirklich interessant wozu der menschliche Erfindergeist bei Angst fähig ist. Allerdings haben wir erst auf dem Rückflug Bekanntschaft mit dem Trace Portal (auch Puffer genannt) gemacht. Auf der TSA-Seite werden diese wie aufrecht stehende CT-Scanner anmutenden Röhren als technologische Wunderwerke gefeiert, die selbst kleinste Mengen Sprengstoff erkennen, indem Luft auf den Reisenden gepufft wird.
Der zweite Teil des Hinflugs in einer recht kleinen Maschine verlief erstaunlich ereignislos. Ich habe im Verkaufsprospekt der Fluglinie geblättert und festgestellt, dass auf 170 Seiten ganze 25mal ein Produkt vorgestellt wurde, an den man explizit seinen iPod anschließen kann. Schon mal davon gehört, dass es auch andere mp3-Player gibt?!?! Ach ja und vor mir saß der MdB Bütikofer (Grüne), dem ich dann am Flughafen in Baltimore fast ein Bein gestellt habe. (nochmals Entschuldigung an dieser Stelle) Sowas passiert auch nur mir!
Es ist uns in Baltimore sofort gelungen, den LightRail zu erwischen und kostengünstig ($ 1.60 gegenüber einem Taxi für $ 27) in die Stadt zu fahren. Das Hotel lag auch nicht weit entfernt und es gab zum Glück einen 24-h-Check-In. Ende gut, alles gut. Und der altertümliche Aufzug hat mich wirklich sehr amüsiert.
Ein paar Tage später habe ich übrigens einen Zettel in meiner Tasche bemerkt, auf dem der Flughafen Berlin mich über eine Gepäckkontrolle informierte. Mein Gepäck wurde überprüft, wie das Formular mir mitteilte, “da Anlass zur Nachkontrolle bestand”, dass “keine Gegenstände entnommen wurden” und dass es durch die Öffnung zu “keiner Beschädigung” kam. Richtig! Ich hatte es gar nicht gemerkt, dass in meinen Sachen gewühlt wurde. Die Amerikaner waren da nicht so zimperlich. Auf der Rückreise wurde mein Gepäck auch kontrolliert und das hat meine Tasche mit einer offensichtlichen Beschädigung bezahlen müssen. Leider gibt es auf amerikanischer Seite kein Formular zum Ausfüllen (zwecks Anlass, Entnahme und Beschädigung) und so kamen die ungeschoren davon. Dabei hätte das ganz einfach vermieden werden können: in der Tasche waren einige Bücher und dicke Zeitschriften, die ich beim Packen schön verteilt und in Klamotten eingewickelt hatte. Die netten Menschen von TSA haben nun den ganzen Stapel komplett und uneingewickelt auf eine Seite der Tasche gepackt, so dass eine Kante entstand. Das konnte ja nicht ohne Folgen bleiben, obwohl eine einfache Aufteilung des Stapels das verhindert hätte. God bless America. Aber so richtig!